Clockworks


Studie
2010 – 2013

CLOCKWORKS ist der Entwurf eines Hauses für eine Familie von Technikern, die sich mit Messungen aller Art, unter anderem auch mit Messungen von Zeit (t) beschäftigen.
Neben den 3 Koordinaten des Raumes (x, y, z) wird in Clockworks eine 4. Koordinate( t) relevant, die grundlegende Eigenschaften von Architektur wie Stabilität und Statik herausfordert. Statik vor allem als jene Disziplin, die sich mit Kräften in unbewegten Systemen beschäftigt und dafür zu sorgen hat, dass sich ihre Systeme in Ruhe befinden, und weiter, in ihrer griechischen Form, nämlich „Staikos“, Systeme „zum Stillstand bringt“. Paradox dabei ist, dass Statik (Stillstand) - als das im Bereich der Konstruktion Dominante - eigentlich Ausnahme ist und dass Statik immer als Spezialfall und Teilgebiet der übergeordneten Dynamik und Mechanik definiert ist.

CLOCKWORKS steht im Spannungsfeld von 2 Werken. Beide mechanisch, beide drehbar. Auf der einen Seite das Haus „Il Girasole“ von Angelo Invernizzi in den 1930er Jahren in Oberitalien nahe Verona erbaut, auf der anderen Seite „Railroad Turnbridge“, ein Film von Richard Serra über eine Drehbrücke in den Vereinigten Staaten. Das Haus „Girasole“ dreht sich wie sein Name sagt nach der Sonne und erkundet mit Hilfe seines gerichteten Gesichtsfeldes, seines Grundrisses, wie ein breit aufgespanntes Teleskop die umliegende Landschaft. Die Geometrie seines L-förmigen Grundrisses reißt einen Raum an, der sich in der graduellen Drehung mit einer stetig anderen Landschaft immer neu koppelt.
Der Film „Railroad Turnbridge“ (1976) ist anders gelagert, vielleicht komplexer, da es sich nicht nur um eine Brücke, sondern um einen Film über eine aus mehreren Teilen bestehende Brücke handelt. Richard Serra stellt eine Filmkamera in das Fachwerk der langsam rotierenden Drehbrücke. Wiederum wie ein Teleskop gleiten Brücke und Kamera über die Landschaft und vervielfachen in diesem Paarlauf die Komplexität des Verhältnisses von Kamera, Brücke, Landschaft, Leinwand und Betrachter ins nahezu Unendliche. Anders als in „Girasole“ entsteht hier keine räumliche Kopplung zwischen Teleskop und umliegender Landschaft, der umliegende Raum rutscht von der Kamera (der Leinwand, der Brücke) ab, bis zu dem Punkt an dem sich der rotierende Teil der Drehbrücke auf die statisch stehenden Teile der Brücke richtet und sich also selbst ins Visier nimmt. Das funktional notwendige Ausschwenken des Hauptarms der Brücke bedeutet eine graduelle Zerlegung der Form (und der Funktion: Schiff versus Auto) und ebenso eine graduelle Wiederherstellung der Form, bis sich nach 2 x 90 Grad Drehung alle Teile der Brücke wieder diskret in ihre Ausgangsformation begeben.

CLOCKWORKS besteht aus 2 kreisrunden ungefähr 3m hohen Scheiben die in einem Abstand von ca. 2,5m übereinander gelagert sind. Es bilden sich 4 nutzbare Ebenen. Die beiden 3m hohen Scheiben werden mit vertikalen „Voids“ durchsetzt. Diese Voids strukturieren den Raum und enthalten Funktionen: 1 Void für Erschließung, 1 Void für sanitäre Einrichtungen, 1 Void als Lichthof. Obere und untere Scheibe werden nun mit leicht verschiedener Geschwindigkeit in Drehung gesetzt, sodass die ursprüngliche Figuration der Voids graduell verändert und zerlegt wird bis sie sich wieder zu einer ursprünglichen Formation zusammenfinden. Konzeptuell entspricht Clockworks daher dem System der „Railroad Turnbridge“. Für Clockworks spielt die Beziehung zum umliegenden Raum eine gewisse Rolle, im Zentrum steht jedoch die Veränderung der inneren Figuration.
Die Drehbewegung wird durch ein System von doppelt geführten und damit verschiedene Drehbewegungen erlaubenden, sehr großen, motorisch geführten Kugellagern ermöglicht. Ver- und Entsorgung werden über den zentralen Bereich geführt. Clockworks wird von 2 spiralförmigen Stiegen erschlossen. Die untere der beiden Stiegen ist eine feststehende Stiege, die obere rotiert mit einer der beiden Scheiben mit und ist so konstruiert, dass sie auf der anderen Scheibe permanent ihre Position ändern kann.


Mitarbeiter

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Clockworks Studie 1 dscn9382

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Studie 1

 
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Clockworks 2

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Clockworks 3

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Studie 1

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Studie 2 43/4
Clockworks Studie 2 axocompositemovement
Axonometric projection: composite movement - a time span of 12 hours. The slightly different rotational speeds of the lower and upper discs produce continuous permutations of space.  
Axonometrie: zusammengesetzte Bewegung - Zeitspanne 12 Stunden. Die leicht unterschiedlichen Drehgeschwindigkeiten der unteren und oberen Scheibe erzeugen einen sich kontinuierlich wandelnden Raum.  
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Clockworks Studie 2 3farbe_10
Positions of upper and lower discs at 10 am  
Position der oberen und unteren Scheibe um 10 Uhr  
Clockworks Studie 2 3farbe_12
Positions of upper and lower discs at 12 o'clock  
Position der oberen und unteren Scheibe um 12 Uhr  
Clockworks Studie 2 3farbe_14
Positions of upper and lower discs at 2 pm  
Position der oberen und unteren Scheibe um 14 Uhr  
Clockworks Studie 2 3farbe_16
Positions of upper and lower discs at 4 pm  
Position der oberen und unteren Scheibe um 16 Uhr  
Clockworks Studie 2 3farbe_18
Positions of upper and lower discs at 6 pm  
Position der oberen und unteren Scheibe um 18 Uhr  
Clockworks Studie 2 3farbe_20
Positions of upper and lower discs at 8 pm  
Position der oberen und unteren Scheibe um 20 Uhr  
Clockworks Studie 2 3farbe_22
Positions of upper and lower discs at 10 pm  
Position der oberen und unteren Scheibe um 22 Uhr  
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Clockworks

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Studie 2

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Clockworks inside

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