Maribor Schattenbrücke

SCHATTENBRÜCKE
In der Sequenz von Maribors Brücken würde die vorgeschlagene Fußgängerbrücke eine besondere Stellung einnehmen:

- Sie ist für Fußgänger und Radfahrer.
- Sie ist dem Flussraum zugeordnet.
- Sie bildet mit Glavni Most ein Brückenpaar – ein Zwillingspaar sozusagen – und wäre in direkter veränderlicher, räumlicher Interaktion mit Glavni Most.
- Sie hätte sich wie der Schatten von Glavni Most bewegt, verdreht und verschoben.

BEWEGUNG + GESCHWINDIGKEIT
Die Fußgängerbrücke – die Schattenbrücke – würde sich also bewegen, wie es jeder Schatten tut. Die charakteristische Bewegung ist unendlich langsam und als Eigenbewegung kaum wahrnehmbar. Vorgeschlagen wurden 2 grundsätzliche Geschwindigkeiten:

- Die Schattenbrücke hat in gradueller, kontinuierlicher Bewegung einen Weg von ca. 100m pro Woche zurückgelegt, dies könnte eine ungefähre generelle Betriebsgeschwindigkeit sein. Die Brücke könnte auch stehen und auf bestimmten Positionen länger gehalten werden.

- Die Brücke könnte auch nach Wunsch „rangiert“ werden (wie ein Zug also), d. h. „schnell“ von einem Punkt zu einem anderen verschoben werden. Für das Rangieren der Brücke könnten höhere Geschwindigkeiten gefahren werden wie z. B. 10m/min, das heißt in 10 Minuten würden 100 Meter gefahren. Eine solche Geschwindigkeit würde dann vereinzelt vorkommen und überwacht von statten gehen.

DIE NEUE BRÜCKE ALS OPTISCHES GERÄT
Eine Brücke richtet den Blick des Passanten sehr stark aus. Eine Brücke ist im Prinzip eine Zielvorrichtung ähnlich Kimme und Korn. Eine Brücke hat Qualitäten eines Fernrohrs, eines Teleskops und ist somit auch ein Instrument zur Lenkung und Fokussierung des Blicks. Diese Eigenschaft macht Brücken – neben ihrer infrastrukturellen Funktion – zu essentiellen städtebaulichen Instrumenten.
Interessant ist nun, dass eine bewegliche, verschiebbare und ausrichtbare Brücke wie ein Fernrohr ständig in eine neue Position zur Stadt gebracht werden kann und somit eine permanent changierende Lektüre der Stadt generieren wird.
In unendlich langsamer Bewegung streicht die neue Brücke über die Stadt, wie die suchenden Schwenks eines Teleskops.

DIE NEUE BRÜCKE ALS INFRASTRUKTURELLES INSTRUMENT
Eine bewegliche Brücke ist infrastrukturell ein äußerst interessantes Instrument. Heute kann Dravska Ulica mit der neuen Medizinischen Fakultät verbunden werden, eine Woche später findet sich die Brücke weiter westlich, näher dem neuen Museum. Damit umgeht man eine festgesetzte Fokussierung. Man ist in der Lage verschiedenen Bereichen des Flussraums zu verschiedenen Zeiten Bedeutung zu geben. Die Brücke wird zu einer beweglichen Gasse.

DIE NEUE BRÜCKE ALS KALENDARISCHES INSTRUMENT
Bewegung und Ausrichtung der Brücke können ausgeklügelten Choreografien folgen. Die Brücke kann zu einer Art Kalenderbauwerk werden, indem sie bestimmte Positionen zyklisch wiederholt:
- Sie kann regelmäßig zu einem bestimmten Wochentag den Blick auf ein bestimmtes Gebäude der Stadt lenken (z. B. Sonntag + Kirchturm).
- Ihre generelle Position kann nach Jahreszeiten ausgerichtet sein, z. B. eine Winterstellung, eine Sommerrichtung.
- Man kann an der Position und Ausrichtung der Brücke Zustände oder Befindlichkeiten der Stadt, des Wetters, der Bewohner ablesen. Als bewegliches Element lässt sich die Brücke wie ein primitives Kommunikationssystem verwenden.

DIE NEUE BRÜCKE ALS WERKZEUG DER ERINNERUNG
Die Bewegung der Brücke ist langsam, wie das Hin- und Herdriften eines angelegten Bootes oder Floßes. Während unserer Arbeit am Projekt ist uns aufgefallen, dass sich diese neue Brücke, diese „Schattenbrücke“ wie ein zu großes, angetautes Boot hin und her bewegt, von einer fiktiven Strömung vorgetrieben, durch den Widerstand der Vertäuung wieder zurückgetrieben. Das ergibt ein Bild, das uns an die vor langer Zeit am Lentufer anliegenden Floße erinnert.